Giovanni Lorenzo Lulier : LA GLORIA, ROMA E VALORE

Luliers Komposition ist eine feierliche Kantate mit starkem politischem und lobrednerischem Inhalt, eine lange Verherrlichung einiger berühmter Venezianer, die in Rom im Laufe des 18. Jhdts. präsent waren. Ausgehend vom Topos Antikes Rom im Untergang, aus dem das siegreiche christliche Rom hervorging, glorifiziert der Text zunächst die Familie Ottoboni, (den verstorbenen Papst Alexander VIII und dessen Urenkel, Kardinal Pietro Ottoboni). Folglich beschäftigt er sich vor allem damit, dem neuen venezianischen Botschafter in Rom, Nicolò Erizzo, und seiner ruhmreichen Familie zu huldigen. Im Text wird ein Gespräch drei allegorischer Figuren dargestellt. La GLORIA, zurückgekehrt um die Ruinen der römische  Kaiserstadt zu betrachten, in der sie einst selber ihren Sitz hatte, ROMA, die sich über das Schicksal ihres Untergangs beklagt und VALORE (oder besser die Tugend persönlich, schicksalsträchtig vom Ruhm gekrönt), der die Größe, die Macht des neuen, christlichen, päpstlichen Roms preist und folglich im Venedig der Dogen die Wiederauferstehung der einstigen königlichen Macht Roms erkennt. Von diesem Standpunkt aus entwickelt sich das Gespräch unter den drei Allegorien zur Verherrlichung der Venezianer.

ARSTIST

Giovanni Lorenzo Lulier (ca. 1662 – 1700)

«La Gloria, Roma e Valore»
Cantata à tre voci e strumenti, Roma 1700

Lia Serafini   soprano
Chiara Balasso   soprano
Matteo Pigato   countertenor
«I Musicali Affetti»
Fabio Missaggia   violin & conductor

fb 1505643
EAN code 4260307436438
1 CD

BUY
SLEEVE NOTES (deutsch)

Lulier : «La Gloria, Roma e Valore»
In der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg befindet sich das Manuskript (einst im Besitz Friedrich Chrysanders) der Partitur von Giovanni Lorenzo Luliers Cantata «La Gloria, Roma e Valore» aus dem Jahr 1700. Luliers Komposition ist ein feierliches Werk mit stark politischem und lobrednerischem Inhalt, eine lange Verherrlichung einiger berühmter Venezianer, die in Rom im Laufe des 17. Jahrhunderts präsent waren.  Ausgehend vom Topos «Der Untergang des Antiken Rom», aus dem das siegreiche christliche Rom hervorging, glorifiziert der Text zunächst die Familie Ottoboni: Den verstorbenen Papst Alexander VIII. und dessen Urenkel, Cardinale Pietro Ottoboni. Danach wird dem neuen venezianischen Botschafter in Rom, Nicolò Erizzo, dessen Gattin Samaritana Nani und seiner ruhmreichen Familie, zu der Dogen, Botschafter, Militär- und Regierungspersonen, ja sogar eine Märtyrerin zählten, gehuldigt. Dazu treten drei allegorische Figuren auf: «La Gloria», zurückgekehrt, um die Ruinen der römischen Kaiserstadt zu betrachten, in der sie einst selber ihren Sitz hatte, «Roma», die sich über das Schicksal ihres Untergangs beklagt und «Valore», der die Größe, die Macht des neuen, christlichen, päpstlichen Roms preist und im Venedig der Dogen die Wiederauf­erstehung der einstigen Macht Roms erkennt. Unter diesen Allegorien entwickelt sich ein Dialog zur Verherrlichung der Venezianer.
Autor des Librettos ist der aus Frosinone stammende Giovanni Battista Grappelli (1650 – 1728), Advokat und Dichter und unter dem bukolischen Pseudonym Melanto Argateo, Mitglied der Accademia dell’Arcadia. Bereits in seinen «Rime» (1697) zeigt er eine Vorliebe für Geschichte und Politik sowie das Interesse an den beinahe kreuzzugartigen Kriegen gegen die Osmanen.
Giovanni Lorenzo Lulier, genannt «Giovannino del Violone» wurde um das Jahr 1662 in Rom geboren und starb daselbst 1700. Als Schüler von Pietro Simone Agostini und Violonespieler stand er in der Tiberstadt unter der Schirmherrschaft des Cardinale Ottoboni, der auch Triebkraft für die musikalische Gestaltung der über die Stadt hinaus bekannten Weihnachtsfeiern im Apostolischen Palast war. Lulier, ab 1679 Mitglied der «Congregazione di Santa Cecilia» und Posaunist der «Musici del Campidoglio», stand unter dem «Capo d’istromenti» Arcangelo Corelli in den Diensten des Cardinale Ottoboni. Im Orchester des Cardinale dürfte er wohl als Musiker am Violoncello, einem damals quasi erst «erfundenen» Instrument, mitgewirkt haben.
Die Aufführung von «La Gloria, Roma e Valore» fand zwischen dem 13. und 19. Februar 1700 im Palast der Staatskanzlei, dem Sitz der Ottobonis, statt. Das Werk steht in direktem Zusammenhang mit dem feierlichen Amtsantritt des neuen Botschafters am 28. ­Februar des Jahres 1700. Die Komposition entsteht im Umfeld des Cardinale Pietro Ottoboni. Dies zeigt sich auch in der Widmung Luliers, der sich auf dem Titelblatt des Librettos als Ottobonis Diener erklärt, und am Einband der Partitur, auf dem das Wappen des Cardinale geprägt ist. Als Hauptadressat gilt Niccolò Erizzo (1655 – 1709), der in Rom zu einer Zeit amtiert, in der die Angelegenheiten der Kirche, das europäische Gleichgewicht und die venezianische Politik, Krankheit und Tod von Papst Innozenz XII, die Vakanz des Amtes und das Konklave, aus dem Papst Albani hervorgeht und die internationalen Spannungen, die zum spanischen Erbfolgekrieg führen, zentrale Themen waren.
Die Bedeutung der Kantate steht also in direktem Zusammenhang mit den gegenseitigen Ehrerweisungen der beiden Venezianer im Frühling des Jahres 1699, als der neue Gesandte in die Stadt kommt, und dem feierlichen Amtsantritt Ende Februar 1700: im Schlussrezitativ beugt sich die Römische Wölfin bescheiden vor dem Venezianischen Löwen, die sieben Hügel verneigen sich demütig vor dem großen Ottoboni und dem großen Meister Erizzò. Die Hommage setzt auf das Vertrauen in eine gemeinsame politische Linie, deren Hauptbegünstigte Erizzò und der venezianische Senat hätten sein sollen. Aber die Einigkeit zwischen dem Cardinale und dem Botschafter stellt sich bald als Illusion dar, wie es sich schon während des Konklave für die Nachfolge Papst Innozenz XII zeigte. Am Ende seiner Gesandtschaft, am 29. Oktober 1702, beklagt sich Erizzò in «Relazione di Roma» über die Autonomie der venezianischen Kardinäle in Angelegenheiten der Republik: Die Römische Wölfin hat sich durchaus nicht vor den Löwen von San Marco geworfen …
Renato Calza

SLEEVE NOTES (english)

Lulier : «La Gloria, Roma e Valore»
The manuscript copy of the score (once belonging to Friedrich Chrysander) of Giovanni Lorenzo Lulier’s cantata «La Gloria, Roma e Valore» (1700) is in the State University Library, Hamburg. Lulier’s composition is a celebratory cantata with markedly political and euological content, an extended glorification of some famous Venetians present in Rome during the 17th century. With «The Fall of Ancient Rome» as its topos, from which the victorious Christian Rome arose, the text at first glorifies the Ottoboni family, the deceased Pope Alexander VIII and his great-grandson Cardinal Pietro Ottoboni. Thereafter homage is paid to the new Venetian ambassador in Rome, Nicolò Erizzo, whose wife Samaritana Nani and her distinguished family included doges, ambassadors, military and government officials and even a martyr. Three allegorical figures also appear: «Glory», returning to view the ruins of Imperial Rome in which she once dwelt, «Rome», mourning the fate of her decline and fall, and «Valour», praising the might and power of the new Christian, papal Rome and acknowledging the resurrection of Rome’s former power in the Venetian doges. A dialogue glorifying the Venetians develops among these allegorical figures. The libretto is the work of Giovanni Battista Grappelli (1650 – 1728), a lawyer and poet from Frosinone and member of the Accademia dell’Arcadia with the bucolic pseudonym Melanto Argateo. His preference for history and politics, together with an interest in the almost crusade-like wars against the Ottomans, are already apparent in his «Rime» of 1697.
Giovanni Lorenzo Lulier, otherwise known as «Giovannino del Vio­lone», was born around 1662 in Rome and died there in 1700. As a violone player and pupil of Pietro Simone Agostini he enjoyed the patronage of Cardinal Ottoboni, who was also responsible for the Christmas musical celebrations in the apostolic palace which enjoyed a reputation beyond the confines of the Tiberian city. Lulier, a member of the «Congregazione di Santa Cecilia» from 1679 and trombonist of the «Musici del Campidoglio», was in Cardinal Ottoboni’s service under the «Capo d’istromenti» Arcangelo ­Corelli. He almost certainly played the cello, a «newly-discovered» instrument, in the cardinal’s orchestra.
«La Gloria, Roma e Valore» was performed between the 13th and 19th February 1700 in the state chancellery palace, seat of the ­Ottobonis. The piece is directly associated with the celebratory induction of the new ambassador on 28th February 1700. A dedication on the libretto’s title page, in which Lulier declares himself a servant of Ottoboni, together with the stamping of the cardinal’s arms on the score’s cover, show that the work was written under the auspices of Cardinal Pietro Ottoboni. Its principal subject is Niccolò Erizzo (1655 – 1709), whose period of office in Rome was marked by such central themes as the affairs of the church, the stability of Europe and Venetian politics, the sickness and death of Pope Innocent XII with the subsequent vacancy and conclave which chose Pope Albani, as well as the international tensions which led to the Spanish wars of succession.
Thus the cantata’s relevance is directly related to the mutual show of reverence between the two Venetians, with the new envoy arriving in the city in the spring of 1699 and his official inauguration at the end of February 1700. During the final recitative, the Roman wolf bows in modesty before the Venetian lion and the seven hills bow down in acquiescence to the great Ottoboni and the great master Erizzò. This homage assumes a confidence in a mutual political line whose main beneficiary should have been Erizzò and the Venetian senate. But the unity between the cardinal and the ambassador was soon shown to be illusory, even as early as the conclave for Pope Innocent XII’s successor. On 29th October 1702, at the end of his mission, Erizzò complains in «Relazione di Roma» of the autonomy enjoyed by the Venetian cardinals in the republic’s business: the Roman wolf had not thrown itself at the feet of San Marco’s lions after all…
Renato Calza

LIBRETTO

GLORIA, ROMA, E VALORE
[ 3 ] Recitativo GLORIA
Chi mi porta su l’ali? E qual mi sprona
stimolo generoso de’ Sette Colli a ricalcar l’arene? Oh quanto volentieri a voi ritorno, care Sponde Latine,
Belle Rocche Tarpee, Torri Aventine.
Sì, sì, la Gloria io sono, ch’ebbi gran tempo in voi mercè de vostri Eroi, la Reggia e il Trono.
[ 4 ] Aria
Ma vegg’io giacer tra l’Erbe
Le superbe
Moli, un tempo al Ciel vicine;
E quel nome sì famoso
Si è nascoso
Tra magnifiche Ruine.
[ 5 ] Recitativo
Io più non riconosco, avanzo de l’Età, scherno de’ lustri, Obelischi, Trionfi, Archi, e Trofei: Roma, Roma, ove sei?
ROMA
Chi da l’orror di cieche atre caverne,
ove sepolto giace, di Roma il gran cadavere richiama?
GLORIA
La Gloria, che di Roma empie la Fama.
ROMA
La Gloria? Oh Dio, che sento!
E chi qui ti condusse da Regioni sì strane, e sì remote? Ahi, che Gloria, Valor, Fama, Grandezza sono a Roma avvilita titoli ormai stranieri, e voci ignote.
[ 6 ] Aria
Non ho più di Scettri Augusti
Ricco il seno, adorno il manto;
Con i Secoli vetusti
È fuggito ogni mio vanto.
[ 7 ] Recitativo
La sì temuta Maestà Latina, in disperati affanni, tutta precipitò l’urto degli Anni.
[ 8 ] Aria
Tempo fu, che li miei Figli,
Vincitori della Terra,
E con l’armi e co i consigli
Dieron leggi in pace, e in guerra.
Or, del tempo nemico, e di fortuna
Tra l’ingiurie, e i contrasti,
Non han l’Aquile mie nido, che basti.
[ 9 ] Recitativo VALORE
Roma, a torto ti lagni; Amica sorte
Cangiò, ma non estinse la Romana possanza. Dimmi, ti mancan forse
Pompe di sacro fasto? Queste aperte caverne, ove sepolto il prisco onor si vede son tombe all’Empietà, Cune a la Fede.
[ 10 ] Aria
Cadder ben gli Augusti Sogli,
Simulacri, Altari e Tempij
Di bugiarde Deità:
Ma la Fè, che in seno accogli,
Più famosa da quei scempij
Già risorgere ti fa.
[ 11 ] Recitativo
Ella per farti grande in Terra, e in Cielo, tolse, scoprendo il Vero, a’ Cesari lo Scettro, e ’l diede a PIERO.
Ma se de’ Figli tuoi l’orme temute
Ancor cercando vai, volgi lo sguardo, e mira d’Adria nel gran Senato
Seder Tullj, e Catoni, e Cornelij, e Marcelli, e Scipioni: De la primiera tua regia grandezza, se tu no’l sai, son questi reliquie gloriose, incliti innesti.
[ 12 ] Aria
Tanti astri, che scintillano
D’Adria nel Cielo, e splendono,
Solo per te sfavillano,
A i raggi tuoi s’accendono.
[ 13 ] Recitativo
A tanti Eroi di quel Sovrano Impero
Ne i Vaticani Chiostri tu ricamasti, e le Tiare, e gli Ostri.
ROMA
Lassa! Tu mi rammenti L’OTTHOBONO ALESSANDRO! Oh sempre cara, sempre onorata rimembranza; E pure tra tante mie sciagure è questa la maggiore: Sai, ch’Egli fece, oh Dio, nel Soglio Vatican brevi dimore.
[ 14 ] Aria
Quando effimero è il contento,
E il piacer si muore in Cuna,
Par ristoro, ed è tormento,
È disgrazia, e par fortuna.
[ 15 ] Recitativo GLORIA
Ne’ suoi Regni immortali pur troppo frettoloso il Ciel l’accolse: Mostrollo al Mondo, e poi per sé lo volse.
VALORE
Taci, che nel magnanimo Nipote, de l’estinto ALESSANDRO durano ancora ereditarij i pregi. Quando quel Sol del Vaticano Cielo s’ecclissò, tramontò, quest’Alma grande tutti i lumi raccolse, e a te gli spande.
[ 16 ] Aria
Egli è un Giove cangiato in tesoro
Che fa d’oro nel tuo seno le pioggie cader: egli è un Febo in cui splender si mira d’Ostro, e Lira
Doppia luce, profondo saper.
[ 17 ] Recitativo GLORIA
Son di PIETRO à bastanza note a te le gran gesta: Né già d’un solo Eroe l’Adria è feconda. Osserva, Roma, e mira qual nuovo lume i tuoi bei Colli indora? ERIZZO, ERIZZO è questi,
Erudito Campion, Guerrier facondo,
Ornamento d’Italia, anzi del Mondo:
In lui sangue, ricchezza, titoli, dignità, pompe, & honori sono i pregi men degni. Vi fu nel gran lignaggio chi con scettro di pace resse il Veneto Impero; E chi del gran Senato supplì le veci a la Bistonia Reggia. Altri là de l’Aurora entro i confini alzò, su la cervice del domato Macon, Romani Altari; Ed altri valoroso di trionfi ingombrò le Terre, e i Mari. Così materia degna a dotti plettri diero del nobil sangue e gli Ostri, e gli Elmi, e le Corone, e i Scettri.
VALORE
Udite non più inteso esempio d’onestate. Rapì Tracio ladron nobil Donzella, de l’ERIZZIA famiglia alto rampollo, onesta quanto bella.
A la rara beltà di quel sembiante, et arse, e si compiacque l’Ottomano Regnante: Ma l’Amazzone invitta,
Pria di cader tra quegli impuri amplessi, Volse da l’empia man cader trafitta.
[ 18 ] Aria
Così quel bianco giglio
Del virginal candor,
Il sangue suo vermiglio
Di rose imporporò;
E quell’acceso affetto,
Che il barbaro Signor
Tenea chiuso nel petto,
Col sangue suo smorzò.
[ 19 ] Recitativo ROMA
O degna di cui parlino le carte, degna d’esser scolpita su gli eterni adamanti;
Vince esempio sì raro de le Lucrezie mie la gloria, e i vanti.
GLORIA
Ma da le morte genti nasce morto splendore: Quando parte non v’abbia, vantar glorie non sue sdegna
un gran core.
[ 20 ] Aria
Non è il sangue, né l’or, ch’altri rende
Immortale, & illustre quagiù:
Quello è saggio, che solo risplende
Con i raggi d’eroica virtù.
[ 21 ] Recitativo
Maggior de’ suoi Maggiori è il nostro ERIZZO; E accresce con i proprij suoi pregj i pregj aviti. Portò fiori eloquenti ei del Regio Monarca al Regio Giglio; Ammirò il gran Luigi in provido sapere alto consiglio. Or seguendo indefesso l’alpestre via degli onorati affanni, al Soglio Vaticano
D’Oracoli commessi apre l’arcano.
VALORE
Ma punto a lui non cede in merto, & in virtù l’amata sposa, de’ Nani Semidei ben degna erede: Mirate come cinta da numerosa avventurata Prole,
Sembra tra tante Stelle un più bel Sole.
[ 22 ] Aria
Sì, qual Sole tra le Stelle,
E qual Rosa in mezzo a i fiori
La gran Donna a noi appar:
Chi mai vidde idee più belle?
Più pregiabili colori
Non sa l’Iride smaltar.
[ 23 ] Recitativo GLORIA
Or se coppia sì degna i tuoi bei Colli onora Roma, non ti consoli,
e piangi ancora?
[ 24 ] Aria
Se d’Eroi bella Madre pur sei
Non ti dei
De la sorte più tanto lagnar:
Godi, e torni la gioia, e il sereno
Al tuo seno,
Non è tempo di più lagrimar.
[ 25 ] Recitativo
Questi avanzi del tempo al tempo cedi, sian suoi gli Archi, e le Moli a terra sparte; A te basti che viva eterno il tuo gran nome in su le carte: Ché non deriva già la tua grandezza dalli bronzi, e da i marmi, ma dal valor, dalla virtù, che rese chiare de’ Figli tuoi l’opre, e l’imprese.
[ 26 ] Aria
Corrino, volino,
Celeri, rapidi
E gli Anni, e i Secoli;
Cadano, perano
Moli, e Piramidi
A i denti rabidi
D’ingorda Età;
Ch’il nome celebre
Sempre ammirabile,
Sempre adorabile
A gli Anni, a i Secoli
Resisterà.
[ 27 ] Recitativo
Queste sono di Roma le gloriose tempre: Lottar sempre con gli Anni, e vincer sempre.
[ 28 ] Duetto Gloria & Valore
GLORIA: Dal Seno / VALORE: Dal Core
GLORIA: L’affanno / VALORE: Il dolore
A 2: Sbandisci sù sù.
GLORIA: Non cede / VALORE: Non cade
GLORIA: Al tempo / VALORE: A l’etade
A 2: Romana virtù.
[ 29 ] Recitativo ROMA
Cadete, ormai cadete da le mie chiome incolte ceneri antiche; E più che mai vezzosi tornin di nuovo a incoro­narmi i fiori; Vadan pure in oblio d’ogni prisca grandezza condannate memorie; E tra gli scempj de Sacrileghi Tempj, ogni fasto profan sepolto giaccia, già che di nuovi, e più famosi Eroi, e le gesta, e le glorie de la futura etade avran per tutto a celebrar l’istorie.
[ 30 ] Recitativo Accompagnato
Umil si prostri la mia LUPA
intanto Al VENETO LEONE; E a voi grand’OTTHOBONO, grand’ERIZZO Campione, a voi, che di virtude vie più che d’Ostro, e d’Oro ambi splendete,
in questo Ciel Latino, Li Sette Capi miei divota inchino.
[ 31 ] Aria
Su, del Tebro voi tremoli argenti,
Flagellando soavi le sponde,
Inondate di gioia il mio Cor.
E voi Colli fastosi, e ridenti,
Rivestendo più nobili fronde,
Rinverdite al novello splendor.

LIBRETTO (deutsch)

GLORIA, ROMA, E VALORE
[3] REZITATIV GLORIA
Wer trägt mich auf Flügeln? Welch noble Empfindung reizt mich die Gegend der Sieben Hügel
aufzusuchen. Oh wie gerne kehre ich hierher zurück, geliebte Römische Gegend, schöne
Tarpejische Felsen, Aventinische Hügel. Ja, ja, ich bin es GLORIA [der Ruhm], die lange währte für euch in der Macht eurer Helden, im Reich und auf dem Thron.
[4] ARIA
Aber ich sehe zwischen Gestrüpp darniederliegen
die herrlichen Bauwerke
einst dem Himmel nahe.
Der so ruhmreiche Name
hat sich verborgen
unter prächtigen Ruinen.
[5] REZITATIV
Ich erkenne sie nicht wieder, die Überreste der Zeit, Gespött des Glanzes, Obelisken, Triumphe,
Bögen, und Trophäen: Roma, Roma, wo bist du?
ROMA
Wer ruft mich aus dem Grauen finsterer schwarzer Höhlen, in denen der große Kadaver Roms begraben liegt, zurück?
GLORIA
Gloria, die für Roms Ruhm steht.
ROMA
Gloria? Oh Gott, was höre ich! Und was führte dich hierher aus so ferner, längst vergangener Zeit? Jetzt, da Ruhm, Tapferkeit, Ehre, Größe dem gedemütigten Rom fremde und längst unbekannte Eigenschaften sind.
[6] ARIA
Einst von kaiserlichen Zepter
reich die Brust geschmückt auch das Gewand,
ist seit Jahrhunderten
all dieser, mein Ruhm dahin.
[7] REZITATIV
Die einst so verehrte Römische Majestät hat der Lauf der Zeit gänzlich in verzweifelten Kummer gestürzt
[8] ARIA
Die Zeit ist vorbei, da meine Söhne,
die Welt beherrschten.
Mit Waffen und Räten erließen
sie Gesetze im Frieden und Krieg.
Jetzt, der feindlichen Zeit und dem grausamen Schicksal
zwischen Unbill und Streit ausgesetzt,
haben meine Adler keine Bleibe mehr.
[9] REZITATIV VALORE
Roma, du beklagst dich zu Unrecht; Das wohlwollende Schicksal veränderte, aber zerstörte nicht die Römische Macht. Sag mir, fehlt dir vielleicht der Pomp von überwältigendem Prunk? Diese offenen Kavernen, in denen man die einstige Ehre verschüttet sieht, sind – Grabstätten der Ruchlosigkeit –, aber auch Wiegen des Glaubens.
[10] ARIA
Mögen sie ruhig stürzen, die Kaiserthröne
Götzenbilder, Altäre und Tempel
verlogener Gottheiten:
Der Glaube, den du im Herzen empfängst,
lässt dich ruhmvoller aus diesen Qualen
wieder auferstehen.
[11] REZITATIV
Er hat dich auf der Welt und im Himmel groß gemacht, indem er den Kaisern – um der Wahrheit gerecht zu werden – das Zepter weggenommen und PIERO gegeben hat.
Aber wenn du auf deiner Söhne verehrten Fährten noch immer suchend gehst, wende den Blick und siehe im großen Senat Adrias Tulij, Catoni und Cornelij, Marcelli und Scipioni sitzen:
Von deiner einstigen großen Macht sind sie, falls du es nicht weißt, die ruhmreichen Hinterbliebenen, die vortreffliche Weiterführung.
[12] ARIA
So viele Sterne, die scheinen
am Adriatischen Himmel, und glänzen,
leuchten einzig für dich,
an deinen Strahlen entzünden sie sich.
[13] REZITATIV
So vielen Helden dieses übermächtigen Reiches hast du zu Vatikanischen Klöstern, zu Papstkronen und Purpur verholfen.
ROMA
Lass es! Du erinnerst mich an den OTTOBONEN ALESSANDRO! Oh immer schönes, immer
ehrenvolles Angedenken; und dennoch ist unter all meinen Qualen diese die größte: Weisst du, dass Er, oh Gott, auf Vatikanischem Thron nur kurz verweilte.
[14] ARIA
Wie vergänglich ist der Friede,
Freude stirbt schon in der Wiege,
Erscheint als Labsal und ist Plage,
Es ist Unglück und scheint Glück.
[15] REZITATIV GLORIA
In sein unsterbliches Reich hat ihn leider zu plötzlich der Himmel aufgenommen: Hat ihn der Welt gezeigt und ihn dann zu sich geholt.
VALORE
Schweige, da im edelmütigen Neffen des verstorbenen ALESSANDRO weiterleben die angestammten Vorzüge. Als jene Sonne am Vatikanischen Himmel erlosch, unterging, hat diese große Seele all das Licht in sich vereint und es vor dir verbreitet.
[16] ARIA
Er ist ein Juwel gewordener Gott,
der in Gold verwandelt die Regentropfen in dein Herz
fallen lässt. Er ist ein Jüngling, in dem man glänzen
sieht Purpur und Silber,
doppeltes Licht, profundes Wissen.
[17] REZITATIV GLORIA
Es sind dir von PIETRO zur Genüge bekannt die großen Taten: Nicht nur eines einzigen Helden wegen ist Adria bemerkenswert. Beachte, Roma, und schau, welch neues Licht deine schönen Hügel erleuchtet? ERIZZO, ERIZZO ist all dies, Gebildeter Meister, redegewandter Krieger, Zierde Italiens, ja der Welt: Herkunft, Reichtum, Titel, Würde, Prunk und Ehren sind in ihm geringere
Werte. Er war der, der im großen Geschlecht mit dem Zepter des Friedens das Venezianische Reich führte; und der die Angelegenheiten des großen Senates vertrat im Thrakischen Reich. Jenseits des Morgenlandes bis innerhalb der Grenzen errichtete er, auf dem Rücken des gebändigten Macon, Römische Altäre. Und mit anderen kostbaren Triumphen erfüllte er die Erde
und die Meere. So gelehrter Schriften würdige Inhalte erzählen von dem noblen Blut, und dem Purpur, den Domen, und den Kronen, und den Zeptern.
VALORE
Hört ein nicht weniger bedeutendes Beispiel der Redlichkeit. Es raubte ein thrakischer Gauner
eine edle Jungfrau, nobler Spross der Familie ERIZZA, ebenso sittsam wie schön. An der seltenen Schönheit dieses Antlitzes entbrannte und erfreute sich der Osmanische Herrscher. Aber die unbesiegbare Amazone, ehe sie sich dieser schmutzigen Umarmung ergeben hatte, starb von der feindlichen Hand erdolcht.
[18] ARIA
So wurde dieser weißen Lilie
von jungfräulicher Reinheit
rotes Blut
von Rosen purpurrot gefärbt;
Und die brennende Begierde
die der barbarische Herr
in der Brust gefangen hielt
erlosch mit ihrem Blut.
[19] REZITATIV ROMA
O würdige, von der die Geschichte erzählt, würdig gemeißelt zu sein in ewig hartes Gestein;
Es verdient ein so einzigartiges Beispiel meiner Lucrezia Ruhm und Ansehen
GLORIA
Aber aus toten Völkern erwächst toter Glanz; Es missfällt einer ehrenvollen Seele, sich mit fremdem Ruhm zu brüsten,
[20] ARIA
Es ist nicht das Blut, noch die Zeit, die andere
unsterblich macht und berühmt da unten:
Jener ist weise, der einzig leuchtet
durch das Strahlen heldenhafter Tugend.
[21] REZITATIV
Der Größte unter den Großen ist unser ERIZZO; Und er vergrößert gerade mit seinen eigenen
Verdiensten die ererbten Verdienste. Er trug sprachgewaltige Schriftsammlungen vom Königreich zum Kaiserthron; Er bewunderte des großen Ludwigs vorsorglich weisen Rat. Jetzt unermüdlich verfolgend den steinigen Weg ehrwürdigem Kummer, dem Vatikanischem Thron vom Orakel auferlegt, lüftet er das Geheimnis.
VALORE
Und überhaupt nicht weniger vorzüglich und tugendhaft ist seine geliebte Gattin, aus dem Geschlecht der Nani würdige Erbin: Seht wie sie umgeben von zahlreich glücklicher Nachkommenschaft unter so vielen Sternen als die noch schönere Sonne erscheint.
[22] ARIA
Ja, gleich der Sonne unter den Sternen,
gleich der Rose unter den Blumen,
erscheint uns die großartige Frau:
Wer sah jemals schönere Erscheinungen?
Kostbarere Farben
kann der Regenbogen nicht vereinen.
[23] REZITATIV GLORIA
Jetzt da ein so würdiges Paar deine schönen Hügel beehrt Gloria, tröstet’s dich nicht und weinst du noch immer?
[24] ARIA
Da du die schöne Mutter großer Helden bist
musst du dich
über dein Schicksal nicht mehr so sehr beklagen:
Genieße es und lasse Freude und Heiterkeit
ein in dein Herz,
es ist keine Zeit mehr zu klagen.
[25] REZITATIV
Die Überreste überlasse der Zeit, ihr gehören die Triumphbögen, und die Bauwerke auf der Erde; Dir soll es genügen, dass ewig dein großer Name in den Büchern stehe: dass nicht hervorgehe deine Größe aus Statuen und Denkmälern, aber aus Tapferkeit, aus Tugend, die erhellen deiner Söhne Unternehmen und Werke.
[26] ARIA
Sie eilen, sie verfliegen,
hastig, schnell
die Jahre und die Jahrhunderte;
Es stürzen nieder und gehen unter
Burgen und Pyramiden
durch den wütenden Zahn
der gefräßigen Zeit;
Auf dass der berühmte Name,
immerfort bewundernswert,
den Jahren, den Jahrhunderten
sich widersetzen wird.
[27] REZITATIV
Das ist Roms ruhmreiche Stärke: Immer im Kampf mit der Zeit und immer Sieger.
[28] DUETT GLORIA & VALORE
GLORIA: Aus der Seele / VALORE: Aus dem Herzen
GLORIA: Den Kummer / VALORE: Die Schmerzen
A 2: Jage sie fort.
GLORIA: Nicht beugt sich / VALORE: Nicht fügt sich
GLORIA: Der Zeit / VALORE: Der Vergänglichkeit
A 2: Die Römische Tugend.
[29] REZITATIV ROMA
Fällt ab, fällt nun ab von meinem verwüsteten Haupt ihr alten Aschen; Und anmutiger denn je mögen Blumen mich krönen; Geht nur in Vergessenheit all ihr verfluchten Erinnerungen an einstige Größe; Und unter dem Schutt gotteslästerlicher Tempel, liegt begraben jeder schändliche Prunk, da von neuen, glorreicheren Helden, sowohl Taten als auch der Ruhm künftiger Zeitalter, allerorten die Geschichte preisen werden.
[30] BEGLEITETES REZITATIV
Ergeben kniet meine Wölfin vor dem Venezianischen Löwen; Und euch dem großem OTTOBONEN, dem großen Meister ERIZZO, euch, der ihr mehr vor Tugend als Purpur und Gold zusammen glänzt, unter diesem Römischen Himmel, verneige ich demütig meine sieben Häupter.
[31] ARIA
Wohlan, des Tibers silberne Wellen
sanft die Ufer geißelnd
Überschwemmt mit Freude mein Herz:
Und ihr Hügel, prachtvoll und heiter,
mit edleren Pflanzen euch kleidend,
ergrünt zu neuem Glanz.

review